Und warum ausgerechnet Juist?
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Viele Jahre hat unsere Familien Urlaub
in Ostfriesland gemacht. Jeden Sommer ging für drei Wochen nach
Esens-Bensersiel, was so ziemlich mittig an der ostfriesischen Küste
liegt. In all den Jahren haben wir auch den meisten ostfriesischen
Inseln einen (Tages-)Besuch abgestattet, außer Borkum und Juist. Borkum
war zu umständlich, da man dafür erst bis nach Emden fahren musste. Und
um nach Juist zu kommen, musste die Tide günstig sein, so dass zwei
Schiffe am Tag fuhren und dazwischen noch genügend Zeit zum Insel-Gucken
blieb. Und das ist halt nur selten der Fall.
Mitte der 90er des letzen Jahrhunderts, bei unserem letzten gemeinsamen
Familienurlaub, haben wir es dann aber doch mal geschafft nach Juist zu
kommen.
Die Überfahrt war nicht so toll; die Fähre war voll und die einzigen
Sitzplätze die uns blieben waren Klappstühle im Windschatten der großen
Koffercontainer. So hockten wir denn da, erwartungsvoll, was uns denn da
nun erwartete auf der Insel.
Der erste Weg ging natürlich zum Strand - und da geschah es dann, dass
uns (insbesondere meine Schwester und mich) Juist verzauberte. Es war
herrlichstes Wetter auf der Insel, ganz anders als wir es erwartet
hatten. Der herrliche Strand, die Sonne, die Dünen und oben auf den
Dünen das geheimnisvolle "weiße Schloss", das zu der Zeit aber noch eher
eine Bauruine war. Baden konnten wir nicht, wir waren ja nur ein paar
Stunden auf der Insel. Aber mit den Füßen konnten wir die Nordsee mal
"antesten". All das ließ den Wunsch aufkommen hier mal Urlaub zu machen.
Wieder zurück im Alltag wurde nicht lange überlegt und für ein
verlängertes Wochenende im Oktober eine Pension gesucht und gefunden.
Leider konnten unsere Eltern aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr
mitkommen. Aber meine Schwester und ich verbrachten dann im Oktober, bei
Sonne, Sturm und Graupelschauern einmalige Tage auf unserer
"Trauminsel". Für das nächste Frühjahr wurde dann direkt wieder gebucht
- und seit dem dann jedes Jahr, meistens im Frühjahr, aber auch schon
mal im Herbst oder sogar auch mal zu beiden Jahreszeiten in einem Jahr.
Und was ist das besondere für mich an
Juist? Es ist das ganze andere Lebensgefühl. Es fängt schon auf der
Fähre bei der ersten Tasse Tee an. Für mich ist es, als wenn ich mein
normales Leben mit all seinen Problemen, all seinem Stress und Ärger auf
dem Festland zurück lasse. Und ich weiß, so ohne weiteres kann ich auch
nicht wieder zurück, denn die Fähre fährt ja nicht regelmäßig. Das ist
richtiges Inselfeeling.
Dazu kommt dann noch das Eintauchen in eine scheinbar andere Welt. Ganz
andere Geräusche, die man hier hört, angefangen vom Perdegetrappel, dass
man als Stadtmensch so ja gar nicht kennt bis hin zum Rauschen des Meeres, dass man
überall auf der Insel hört, mal nah und gewaltig, mal leise und
entfernt. Und dann natürlich die Menschen die man hier trifft, Urlauber
und Insulaner, alle sind sie viel entspannter und ruhiger als auf dem
Festland.
Mittlerweile sind wir auch an anderen Orten an der Nordsee gewesen. Ich
aber sage immer: "Juist - das ist MEIN Urlaub !"
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