Mein Juist - Reportagen

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Katholische Kirche

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100 Jahre Katholische Kirche auf Juist

In den Gründerjahren des Nordseebades Juist nach 1870 strömten immer mehr Badegäste auf die Insel. Es war die Zeit, in der auch die großen Hotels, wie z.B. das Kurhaus, das Hotel Friesenhof und andere, entstanden. Unter den Badegästen waren auch immer mehr Katholiken, vor allem aus dem rheinischen und westfälischen Raum, die sich wenigstens eine Messe am Sonntag wünschten.
Etwa ab 1895 gelang es dem Dechanten Pietz aus Rheine/Westfalen im Hotel Rose (heute Nordseehotel Freese) einen Restaurant-Raum zu mieten, in dem jeden Morgen um 7.30 Uhr von Gastpriestern die Messe gefeiert wurde. Das war aber nur eine Notlösung und mit einigen Umständen verbunden. So musste der mit Rauch- und Essensdünsten geschwängerte Raum früh gelüftet werden, Gläser und Flaschen weggeräumt werden, Stühle gestellt werden und der Altar, ein zusammenlegbares Lattengerüst, aufgebaut werden.
Um diesen mehr als unbefriedigenden Zustand zu verbessern, gründeten 26 westfälische und rheinische Katholiken 1901 den "Katholischen Strandclub", der sich den Bau einer Kapelle zum Ziel gesetzt hatte. Wenige Jahre später befasste sich auch das zuständige Bistum Osnabrück mit den Planungen. Nach harten Verhandlungen stellte die Gemeinde Juist ein kostenloses Grundstück am Aufgang zum Herrenstrand zur Verfügung und erklärte sich bereit, jährlich 500 Mark für den Unterhalt eines ständigen katholischen Priesters zu zahlen.
 

Im Herbst 1909 konnte dann der erste Spatenstich gesetzt werden. Das Architektenbüro Feldwisch und Rentrup aus Osnabrück zeichnete die Pläne. Die Ziegel kamen aus dem holländischen Delfzijl. Als Patronat für die neuen Kirche wählte man die "heiligen Schutzengel", eine Anregung der Strandclub-Familien, die damit vor allem ihre am Nordseestrand spielenden und badenden Kinder dem Schutz der Engel empfehlen wollten.
Am 26. Juni 1910 konnte dann Vikar Wilhelm Heeremann aus Papenburg die erste heilige Messe in der neu Erbauten Kirche auf Juist feiern. Mit ihm feierten 28 Katholiken, zu denen allerdings nur eine Juisterin gehörte, und einige Gäste. Der Kirchenraum war aber noch kahl, es gab noch keinen Hochaltar. Für die weiter Innenausstattung sorgte unter anderem Prinz Alfons von Bayern, der den Hochaltar spendete. Außerdem erhielt der Altarraum zwei Glasfenster, die der Osnabrücker Glasmaler Luege geschaffen hatte. Eines dieser Fenster zeigt den Schutzengel, das andere den heiligen Nikolaus, der der Patron der Seefahrer ist.

Zunächst betreuten Kurpastoren während der Sommermonate die katholische Gemeinde. 1918 kam mit Pfarrer Bruns der erste ständige Geistliche auf die Insel. Bis zu seinem Tod im Jahr 1949 entfaltete er eine segensreiche Tätigkeit auf Juist und war bei Insulanern und Gästen sehr beliebt. Auch sein Nachfolger Erzpriester Obst war ein Mann voller Tatendrang. Da die Kirche durch die weiter wachsende Zahl der Badegäste zu klein geworden war, konnte er mit einer beachtlichen finanziellen Eigenleistung der kleinen Gemeinde, erworben durch eifriges Spendensammeln, das Bistum Osnabrück zu einer Erweiterung der Kirche nach Westen bewegen. 1961 war der Anbau, die Runde Westapsis mit der Empore, fertig. 1969 wurde eine Leihbücherei eröffnet und während der Amtszeit von Pfarrer Hubert Colling erhielt die Kirche ein Kupferdach und einen neuen Glockenstuhl.
1994 entstand der eindruckvolle Rundturm im Westen, ein Treppenaufgang zur Empore und eine neue, größere Sakristei. 2001 wurde als letzte Baumaßnahme der Pfarrsaal angebaut, über dem sich zwei Appartements befinden.

 

Gleichzeitig zum äußeren Aufbau vollzogen sich auch im Inneren kontinuierlich  Veränderungen. Zu erwähnen ist ein 1911 fertig gestelltes Fresko im linken Chorraum, das die Verkündigung des Evangeliums durch den heiligen Ludgerus auf der Insel Bant gegen Ende des 8. Jahrhunderts darstellt. Außerdem zu erwähnen sind Glasfenster von Tobias Kammerer, der neue Altar, das Taufbecken und der Kreuzweg von Ferdinand Starmann, das Ambo von Ernst Rasche und das Schutzengelbild von Michael Blum im Foyer der Kirche. 2007 komplettierte eine zweite Glocke das Geläut der Kirche, deren Guss durch eine großzügige Spende ermöglicht wurde.
 

 

 

 

 

 

Die Juister Gemeinde "Zu den heiligen Schutzengeln" gehört heute zur Pfarreiengemeinschaft Küste mit Zentrum in Norden. Betreut werden die wenigen katholischen Insulaner und die um ein vielfaches größere Schar von katholischen Urlaubern von einem Pfarrteam, das von Pastor Bernhard Rotermann und den Ordensschwestern Dr. Michaela Wachendorfer und Gerlinde Bretz gebildet wird.
 

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