Mein Juist - Reportagen

<< zurück

Das Kurhaus

weiter >>

Das Kurhaus

Zusammen mit dem Haus des Kurgastes, dem Wasserturm, dem Meerwasser-Erlebnisbad und der "Strandhalle" des Hotels Pabst bestimmt das Historische Kurhaus die "Skyline" von Juist.


 


Das Juister Kurhaus wurde in der Zeit vom 1. Oktober 1897 bis 1. Juli 1898 nach einem Entwurf des Architekten Professor Schatteburg aus Münster erbaut. Als einziges Hotel wurde es auf einem Dünenzug des Nordstrandes errichtet, alle anderen Hotels, Pensionen und Wohnhäuser liegen versteckt hinter den Dünen am Wattenmeer. Bauherr und Besitzerin war eine Juister Baugesellschaft, die für die Errichtung 532.978 Mark bezahlte.
 

Das Kurhaus verfügte für damalige Zeiten über einen erheblichen Luxus: elektrischer Strom wurde über ein eigenes Stromaggregat erzeugt, es gab fließendes Wasser, eine Badeeinrichtung im Hause, eine Dampfheizung und eine Dampfwäscherei sowie eine Anlage zur Herstellung von Stangeneis zur Kühlung von Getränken und Speisen.
Der Festsaal des Kurhauses mit seiner Bühne war einer der schönsten Säle auf den Nordseeinseln. Hier und in den angrenzenden Nord- und Südveranden wurden damals die traditionellen Reunions gefeiert. Aber auch andere Festlichkeiten wie Kaisers Geburtstag, das Sedanfest oder Kinderfeste und Tanzvergnügungen mit bekannten Künstlern fanden in diesem weißen, geschmückten Saal statt.

 

 
 

In einem Juist-Prospekt von 1906 heißt es: "Kurhaus Juist, Hotel und Logierhaus I. Ranges, erbaut 1897/98. Mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit eingerichtet. Durch seine hervorragende freie Lage, in unmittelbarer Nähe des Badestrandes und über dem Ort gelegen, bietet das Kurhaus einem jeden Besucher den denkbar gesundesten und angenehmsten Aufenthalt. Das Kurhaus enthält 110 geräumige, aufs beste ausgestattete Zimmer mit 200 vorzüglichen Betten. Eine große Anzahl der Zimmer ist mit Balkon versehen. Kein Zimmer ohne Aussicht auf das Meer."

Solcher Luxus lockte natürlich viele illustre Persönlichkeiten der deutschen Gesellschaft an, und auch ausländische Gäste fanden den Weg in den luxuriösen Bau. Natürlich reiste man, penibel verbucht, stets mit Gefolge an, "mit Kinderfräulein", "mit Bedienung", "mit Mätresse" (nun, das wahrscheinlich nicht gerade nicht in aller Offenheit). Aber auf präzise Titelangabe legten gerade die Damen großen Wert: So finden sich in den alten Gästebüchern unter anderem eine "königliche Oberförstersgattin", "Universitätsprofessorsgattin", "Majorswitwe" sowie eine "Frau Kapitän Wilhelm Rösig".

Im Jahr 1907 weilte Seine Majestät der König von Sachsen erstmalig auf Juist, wo er allein eine dreiwöchige Kur machte. In dieser Zeit erlegte er zusammen mit den Gebrüdern Altmanns 3 Seehunde. In Begleitung seiner Familie und des ganzes Hofstaates erschien der König 1912 wieder auf Juist und bewohnte für 4 Wochen einen Hotelflügel des Kurhauses.
Das alles weiß man, weil bei Neubauarbeiten in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts im Keller des seit 1936 nicht mehr in Betrieb befindlichen und deshalb verfallenen Gemäuers die noch gut erhaltenen Gästebücher aus der damaligen Epoche gefunden wurden.
 

Das nach dem Zweiten Weltkrieg verfallene Hotel wurde zunächst vom "Burgenkönig" Herbert Hillebrand für rund 12 Millionen Mark ersteigert. Für eine Renovierung fehlte dann aber das Geld.
Von 1995 bis 1998 wurde dann das alte Gemäuer von der Commerzbank für rund 60 Millionen DM entkernt und innen völlig neu aufgebaut. Für Materialtransporte waren ca. 30.000 Fuhren mit Juister Pferdewagen erforderlich. Gekrönt wurde das Gebäude mit einer Glaskuppel, die an den Berliner Reichstag erinnert.

 

 

Die Meinungen über das Gebäude sind allerdings gespalten. Die eine sagen, die klassisch-schlichten Linien des Gebäudes fügen sich bestens in die insulare Landschaft ein. Andere sehen den Bau als weißen Elefanten an, viel zu üppig für die rustikale Insel. Auch wurde zur Zeit der Wiedereröffnung der Einzug von "Geldadel" und eine nachhaltige Veränderung ("Versyltung") des kleinstädtischen Ambientes befürchtet, was sich gottlob bisher nicht bewahrheitet hat.
 

Übrigens: wo sich heute vor dem Kurhaus die Dünen und der Abgang zum Strand befinden, befanden sich früher eine Treppe zum Strand und eine Strandmauer. Aufgrund von Strömungsverlagerungen vor dem Juister Nordstrand hatten die Randdünen nach 1900 stark abgenommen. Als dann durch die verheerende Orkanflut vom 13. März 1906 die Norddünen so stark abgetragen worden waren, dass für das Inseldorf und besonders das Kurhaus eine ernste Gefahr bestand, entschied sich der Staat 1911 für den Bau eines Dünendeckwerks in einer Länge von 1390 m und einem Kostenaufwand von 1 Million Goldmark. Wenige Jahre später verbesserten sich die Strandverhältnisse wieder, so dass die gesamte Strandmauer versandete und heute nicht mehr zu sehen ist.

 

 

 

 

<<
Möchten Sie mal einen virtuellen Rundgang durch das Kurhaus machen?
Dann  klicken Sie bitte auf das Bild, und schon geht es los.
<<

Letzte Änderung: